Damit nicht die Lösung das Problem wird

Was hat es in der Moderation eigentlich mit der vielbeschworenen Lösungsorientierung auf sich?

Bei allem Streben nach einer Lösung für einen unbefriedigenden Zustand, darf man nicht außer acht lassen, dass jede bestehende Ordnung einen Sinn hat, oder anders ausgedrückt, einen Zweck. Jeder Zustand in einem sozialen System wird aktiv aufrechterhalten, es wird etwas dafür getan, dass es so ist wie es ist und das hat gute Gründe. Wenn sich die gegebene Ordnung als kontraproduktiv herausstellt und zum „Problem“ wird, wird nach einer „Lösung“ gesucht.

Das skizzieren einer neuen Ordnung, und das (er)finden eines möglichen Weges dorthin, bedeutet Lösungsorientierung. Dabei bedeutet Lösungsorientierung in der Moderation, das gezielte Herausarbeiten und Nutzen von vorhandenen Positiverfahrungen, von Stärken und Ressourcen, die dann zur Lösung eines als Problem deklarierten Zustandes genutzt werden können. Damit die Lösung nicht zum Problem wird, ist es erforderlich, den Ist-Zustand zu würdigen und die Historie zu betrachten, denn jeder Baum hat eine Wurzel.


Bettina Kerschbaumer-Schramek interviewte Josef W. Seifert im Moderatorenkongress