Online kann doch jedes Kind

… und wenn es so wäre, würde das den Erwachsenen nicht wirklich helfen, oder? Anders formuliert: Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass man Online-Moderation beherrscht, wenn man nur die jeweilige Online-Plattform bedienen kann. Wenn man weiß, wie man Audio und Video ein- und aus kriegt, Visualisierungen und Präsentationen sichtbar machen kann, im Plenum arbeitet und Break Out Sessions organisiert, den Chat im Blick hat und vielleicht auch noch Polls nutzen kann, dann kann man zweifelsohne schon viel – das Wesentliche aber nicht.

Langatmig kann jeder, kurzweilig auch?

Meetings leben von Struktur und Kreativität, von Ernsthaftigkeit und spielerischen Elementen, von Inhalt und Beziehung. Online-Meetings kosten Kraft, Zeit und Geld. Nur Meetings mit einem guten Spirit und letztlich guten Ergebnissen sind es wert, dass alle sich die erforderliche Zeit nehmen und sich aktiv einbringen. Richtig gute Online-Moderator*innen sollten daher Antworten auf diese Fragen haben:

  1. Wie startet man ein Online-Meeting so, dass es von Anfang an gut läuft, wie gestaltet man dafür einen professionellen „Start vor dem Start“?
  2. Wie schafft man Struktur und gibt ausreichend Orientierung, was sind die wichtigsten Tasks?
  3. Wie nutzt man Regeln für Online-Treffen, damit diese mit einer „Etikette“ einfach runder laufen, effizienter und lebendiger sind?
  4. Online-Meetings sind sehr anstrengend: Wie kann ich meinen Teilnehmern das Leben leichter machen und Kräfte schonen?
  5. Können eigentlich auch große Gruppen On-Line moderiert werden? Und, wenn ja, worauf kommt es dabei an?

Fazit

Auch wenn Online-Meetings, die ausschließlich mit Kenntnissen zur Online-Plattform-Bedienung geleitet werden, „irgendwie“ funktionieren, bleibt die moderierende Person und letztlich das gesamte Team, zwangsläufig weit hinter ihren Möglichkeiten. Es wird regelrecht Kreativität, Motivation und Lust auf Partizipation, Kraft, Zeit und Geld verbrannt. Gute Moderation ist eben auch online kein Kinderspiel. Auch nicht, wenn es gelegentlich so scheinen mag, nur weil der angerichtete Schaden nicht unmittelbar offensichtlich ist. Eine solide Ausbildung ist daher nicht nur hilfreich, sondern dringend geboten.

Buchtipp: www.onlinebuch.moderatio.com


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© 2020 MODERATIO

… der werfe den ersten Stein

Konflikte kennt jeder. Konflikte sind alltäglich. Konflikte sind nicht vermeidbar. Was aber ist das eigentlich, ein Konflikt?

Ist eine Meinungsverschiedenheit ein Konflikt? Haben wir also, wenn wir unterschiedliche Wertvorstellungen haben, etwa darüber, wie in unserer Organisation geführt werden soll, einen Wertekonflikt? Und einen Zielkonflikt, wenn wir unterschiedlicher Auffassung darüber sind, wo wir mit unserer Organisation hin wollen? Oder einen Wegekonflikt, wenn wir uns zwar über das Ziel einig sind, nicht aber über die Strategie?

Ich meine nein, das sind Meinungsverschiedenheiten, keine Konflikte. Richtig ist, dass aus Meinungsverschiedenheiten Konflikte entstehen, und zwar immer dann, wenn die Beziehung Differenzen nicht aushält.

Ein Konflikt entsteht nicht zwangsläufig schon dann, wenn der Versuch sich auf eine gemeinsame Sichtweise darüber zu einigen, was erstrebenswert ist oder was wem zusteht etc. misslingt. Zu einem Konflikt kommt es erst, wenn emotionale Kratzer, Narben und Wunden entstehen.

Wenn wir uns nicht einig sind, wie etwas zu sehen oder zu bewerten ist, was unsoziales Verhalten ist etwa oder was ein erstrebenswertes Ziel ist, wie wir unsere knappen Ressourcen am sinnvollsten nutzen sollten usw., dann ist das nichts weiter, als ein Unterschied in Wahrnehmung und /oder Bewertung. Und: wir können trotzdem respektvoll, ja wohlwollend mit einander umgehen.

Kann ich aber dem anderen nicht mehr offen gegenüber treten, weil ich mich von ihm nicht gesehen, nicht ernst genommen, benutzt, hintergangen oder verraten fühle, dann haben wir mehr als eine unterschiedliche Sichtweise, mehr als eine Meinungsverschiedenheit. Jetzt können wir mit dem anderen nicht mehr nur über die Sache sprechen, ohne an der Wahrheit unserer Beziehung zu zweifeln, nein, jetzt zweifeln wir an der Echtheit unserer Beziehung und damit an der Aufrichtigkeit des anderen und an den Worten, die er sagt.

Wir beginnen zu glauben, dass der andere uns Böses will und die „Abwärtsspirale“ dreht sich, wir haben einen Konflikt.

Jetzt nach Ursache und Wirkung oder Schuld zu fragen, führt ins Leere. In sozialen Bezügen ist Kausalität zirkulär. Nur durch Interpunktion, wie Paul Watzlawick das nennt, kann Schuld zugewiesen werden. Interpunktion aber ist beliebig. Man könnte auch sagen:

Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!

Im Konflikt hilft nur, 1. Anzuerkennen was ist! und 2. Nach der Devise: „Probleme lösen, nicht Schuldige suchen!“ nach vorne zu schauen und den Weg zu suchen, der aus dem Dilemma herausführt.

Dazu ist nicht immer professionelle Unterstützung erforderlich aber meist doch sehr hilfreich.


Quelle: Josef W. Seifert, Konfliktmoderation, Gabal Verlag

By the way: Wir bieten zu diesem Themenkomplex eine 3x3kompakt®
Ausbildung zum/zur MODERATIO KonfliktModeratorIn (MKM)® an.

© 2020, Josef W. Seifert, MODERATIO

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