Selbstorganisations-Prozessberatung

Wenn es um das Thema Führung geht oder um die Gestaltung von Teamarbeit, aber auch im Kontext der Businessmoderation und Facilitation, wird immer wieder die Bedeutung von Selbstorganisation betont. Was hat es damit auf sich, bedeutet das Moderation ohne Moderator oder was kann man sich darunter vorstellen?

Selbstorganisation bedeutet, dass biologische, psychische und soziale Systeme selbst Kommunikationsstrukturen bilden. Niemand gibt diese vor, das System erfindet sie selbst. So ist beispielsweise jede Organisation, jedes Team, jeder Workshop eine Mischung aus Fremdorganisation und Selbstorganisation. Beides ist für das Funktionieren der Kooperation erforderlich.

Die Regeln für das Miteinander werden vom Management, vom Teamleiter oder vom Moderator vorgegeben oder vorgeschlagen. Der Rahmen wird von außen definiert. Innerhalb dieses Rahmens entsteht die informelle Organisation, die konkrete Ausgestaltung wird ausgehandelt.

Wenn heute viel von Selbstorganisation die Rede ist, ist damit meist gemeint, dass es für die Mitverantwortungsbereitschaft des einzelnen und die Agilität der Organisation insgesamt wesentlich ist, eine Kommunikation auf Augenhöhe anzustreben und die Freiheitsgrade innerhalb des vordefinierten Rahmens möglichst groß zu halten. Und vielleicht sogar zuzulassen, dass der Rahmen selbst diskutiert und modifiziert werden kann. Je reifer die Gruppe ist, also je geübter die Menschen in Diskussion und Moderation sind, desto mehr ist möglich.

Für die Gestaltung von Workshops und Großgruppen bedeutet das, dass der Moderator oder Facilitator nach dem Grundsatz: „Mache nicht so viel wie möglich, sondern nur so viel wie nötig!“ verfahren sollte. Je geübter die Gruppe bereits mit Moderationsmethodik ist, desto weniger ist erforderlich beziehungsweise hilfreich.

Der Moderator beziehungsweise Facilitator wird so, wenn man so will, zum Selbstorganisations-Prozessberater.


Bettina Kerschbaumer-Schramek interviewte Josef W. Seifert im Moderatorenkongress.