Nähe auf Distanz

Social Distancing ist zum Gebot der Stunde geworden. Doch in Online-Meetings, Webinaren & Co brauchen wir genau das Gegenteil: Nähe, Menschlichkeit & Teamspirit sind mehr denn je gefragt. Aber wie geht das? Wir haben diese Frage erforscht und stellen hier unsere Lieblingsmethoden für euch zusammen. Methoden für einen guten Austausch, Wärme und auch ein bisschen Lachen im Conference Call.

Diese Liste erweitern wir laufend. Schreibt uns doch auch eure Tipps, wir nehmen sie gerne mit auf!

Happy UN-distancing 🙂

 


Kategorie: Der Start vor dem Start: Einsteigen, Kennenlernen, Näherkommen

Highlight / Lowlight

… holt den Menschen in den Mittelpunkt; zeigt Interesse am Anderen und bringt Wärme ins Online-Meeting

Eine schöne Methode, um vor dem eigentlichen Start zu erfahren, was die Kolleg*innen gerade beschäftigt. Die Besprechungsleitung gibt den Teilnehmer*innen 1-2 Minuten Zeit (zunächst jeder für sich) um über folgende Impulsfrage nachzudenken: “Was ist dein persönliches Highlight/Lowlight der Woche (des Tages, etc.)? Wähle deine Highlights oder Lowlights gerne aus dem beruflichen oder privaten Umfeld – ganz wie Du möchtest.” Anschließend werden alle Teilnehmer*innen reihum um ein kurzes Statement dazu gebeten.

Autor: Bettina Kerschbaumer


Woher kommst Du?

Gibt einen ersten Einblick über die Teilnehmer*innen und ist eine erste Anwendungsübung der Online-Funktionen.

Die Besprechungsleitung zeigt zu Beginn eine Folie auf der eine Landkarte (Welt, Kontinent, Land, Region) zu sehen ist – abhängig davon, von wo aus sich die Teilnehmenden zuschalten. Jeder markiert seinen aktuellen Aufenthaltsort, mit den entsprechenden Online-Tools. Dann sagt sagt jede/r reihum etwas zu seiner „Herkunft“. Gegebenenfalls auch über das aktuelle Wetter dort und /oder was für diese Region typisch ist, etc.

Autor: Laura Sanz-Mendez


Ich bin hier der /die Einzige, der /die …

Auch Kolleg*innen, die sich schon lange kennen, erfahren hier zu Beginn der Videokonferenz etwas Neues voneinander.

Jeder bemalt (2 min) einen kleinen Zettel mit einer Sache, von der er glaubt, er sei der Einzige, der diese Sache hat /kann, zum Beispiel ein ungewöhnliches Hobby/ein exotisches Haustier. Dann Präsentation in einer kurzen Runde. (Video freischalten!)

Erweiterung mit Veto: Sagt beispielsweise ein Teilnehmer, er ist der Einzige hier, der schon mal ein 9-Gänge-Menü gekocht hat und ein anderer Teilnehmer widerspricht mit “Hab ich auch schon mal gemacht!”, muss der erste Teilnehmer sich eine andere “Einzigartigkeit” suchen und diese präsentieren.

Autor: Susanne Surmann


Kategorie: Guter Austausch

Geführte Runde

Holt auch “stille” Kolleg*innen ins Boot. Harmonisiert die Disbalance zwischen Viel- und Wenigsprechern.

Die Besprechungsleitung stellt eine Frage nicht offen in den Raum, sondern bittet jeden Teilnehmenden reihum um eine kurze Stellungnahme, so dass zumindest einmal alle zu Wort gekommen sind. Anschließend können einzelnen Aspekte natürlich vertieft werden. Hier ein Beispiel: 

“Paul hat uns gerade seinen Vorschlag zu den zukünftigen Öffnungszeiten geschildert. Darf ich reihum dazu um ein spontanes erstes Statement bitten. Linda, möchtest Du beginnen? … Danke Linda… Peter, was ist deine erste spontane Reaktion darauf… ? etc. 

Autor: Bettina Kerschbaumer


I just call …

Einfach mal anrufen oder: das Gespräch von “Mensch zu Mensch”

Was auf den ersten Blick ganz klar erscheint, rutscht in Zeiten wie diesen gerne mal aus dem Fokus: das Gespräch von Mensch zu Mensch. Das was in Offices zwischen “Tür und Angel” passiert, ist im Home Office nicht mehr selbstverständlich. Als Führungskraft können Sie das unterstützen, in dem Sie regelmäßig ihre Mitarbeiter*innen durchrufen – einfach nur so – um zu hören, wie es denn so geht.

Autor: Bettina Kerschbaumer


Kategorie: Auflockern

Kinderfotos

Ein etwas anderer Blick auf die Kolleg*innen 😊

Die Besprechungsleitung bietet den TN an, dass ab dem nächsten Mal jeweils 1-2 Freiwillige (!) ein Lieblingsfoto aus ihrer Kindheit mitbringen können. Das wird dann geteilt und für etwa 4-5 Minuten im Team besprochen: wie alt warst du da? Wo ist das? Was machst du da gerade? etc.

Autor: Bettina Kerschbaumer


Fun-Sharing

Was zum Schmunzeln zwischendurch

Zum Thema Online-Meetings laufen gerade einige lustige Sharings durchs Netz. Nicht alle kennen alle. Online-Meetings sind eine schöne Gelegenheit, um sie zu teilen:

Hier ein aktuelles Beispiel aus meiner Sammlung auf YouTube ;O)

Und auch dieser Dauerbrenner aus dem Jahr 2015 ist immer wieder lustig; ebenfalls zu finden. auf YouTube.

Oder dieses:


Die “Mach´s Schlimmer-Schöner” Geschichte

Den Kopf mal mit was ganz Anderem beschäftigen ;-): die TN gestalten gemeinsam eine erfundene Geschichte.

Anleitung durch die Besprechungsleitung: Bevor wir zum nächsten Punkt kommen, lassen wir mal “frische Gedanken” in unseren Kopf. Allerdings mal ganz abseits unserer üblichen Themen. Wir schreiben gemeinsam eine kleine Geschichte. Jeder trägt dazu einen Satz bei. Und Jeder gibt dem Nächsten vor, ob sich die Geschichte mit dem nächsten Satz zum Schlimmeren (++) oder zum Besseren entwickeln soll (–). Hier ein Beispiel:

• Neulich in Entenhausen: Dagobert bereitet sich gerade auf sein morgendliches Goldstück-Bad vor, als plötzlich (++) …
• Tick, Trick und Track hereinstürmen und alle drei gleichzeitig auf ihren Onkel einreden (–)
• Offensichtlich ist etwas Schlimmes passiert, aber Dagobert hat Mühe zu verstehen, was es ist (++)
• Donald, so kriegt er schließlich heraus, ist offenbar eingeladen worden, im Fernsehen aufzutreten… (++)
• Er soll in einer Talkshow erzählen, wie sich Corona in Entenhausen auswirkt und wie sich das Leben in Entenhausen verändert hat… (–)
• Und so weiter…

Die Geschichte kann gesprochen oder geschrieben “gespielt” werden. Macht in beiden Fällen sehr viel Spaß 🙂

Autor: Bettina Kerschbaumer, die diese schöne Methode unlängst bei Susanne Pöchhacker (https://www.susannepoechacker.at/) lernen durfte…


Kaffeepause

Einfach beisammen sein – ganz ohne Arbeit.

Chef stellt einen Termin für eine gemeinsame Kaffeepause zur Verfügung z.B. 14.00 bis 14.30 Uhr. Bezahlt natürlich 🙂 Wer mag, wählt sich ein und trinkt seinen Nachmittagskaffee gemeinsam mit den Kolleg*innen. Einzige Voraussetzung: Kein Wort über die Arbeit 😉

Autor: Bettina Kerschbaumer


Top secret!?

Die TN lernen sich spielerisch besser kennen und lachen miteinander..

Die TN teilen vorab dem Moderator (z. B. mit der Funktion “privater Chat”) etwas über sich mit, was noch kein anderer weiß. (Impulsfrage: “Was ihr bestimmt noch nicht von mir wisst.”) Zur Auflockerung eines Meetings werden dann vom Moderator nacheinander immer eines dieser Nennungen auf dem Whiteboard notiert. Die TN müssen nun raten, von wem diese Nennung kam / die Nennung einem/r Kollegen/*in zuordnen. Ein TN sagt etwa “Ich hätte gerne einen Hund – am liebsten einen Retromops.” Und glauben Sie mir: richtig lustig wird es dann, wenn die Nennung zunächst einem/r verkehrten/r Kollegen/*in zugeordnet werden/wird! 😉

Autor: Eva Seifert


Kategorie: Abschluss

Hashtag

… ein schnelles Blitzlicht zum Verlauf des Meetings.

Die Besprechungsleitung bittet die Teilnehmer zum Abschluss des Meetings um ein Feedback im Chat (schriftlich): Mit welchen 1-3 Hashtags würdest Du beschreiben, wie das Meeting für Dich persönlich gelaufen ist?

Autor: Bettina Kerschbaumer


Reflexion der “neuen” Zusammenarbeit

Herausfinden: was klappt schon gut, was weniger

Die neue Form der Zusammenarbeit sollte regelmäßig reflektiert werden. Damit das konstruktiv abläuft, gibt die Besprechungsleitung 3 Impulssätze vor, die reihum ergänzt werden:

• An unserer “neuen” Zusammenarbeit gefällt mir…
• Ich hätte gerne mehr von…
• Davon dürfte es auch weniger sein..

Alternativ kann die Beantwortung der Fragen aber auch beim Einstieg ins nächste Meeting beantwortet werden.

Autor: Bettina Kerschbaumer


PS: Diese Liste erweitern wir laufend. Schreibt uns doch auch eure Tipps, wir nehmen sie gerne mit auf! eMail: tipp@moderatio.com

Buchtipp: www.onlinebuch.moderatio.com


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On-Line-Meetings

Corona hält die Welt in Atem, die Folge: Die Online-Meeting-Branche boomt. Telefonkonferenz-Anbieter sind stellenweise überlastet, keine Leitung ist mehr zu kriegen. Es werden reihenweise öffentliche Veranstaltungen abgesagt und das Zusammentreffen von Menschen soll möglichst minimiert bis verhindert werden. Und wo treffen ständig viele Menschen zusammen? Ja, genau, bei der täglichen Arbeit. Das Arbeitsleben droht zu erliegen.

Viele Firmen weichen also auf Online-Meetings aus. Führungskräfte sind zum Teil zum ersten Mal in ihrem Arbeitsleben damit konfrontiert, Meetings, die normalerweise ganz selbstverständlich vor Ort stattgefunden habe, online abzuhalten. Und dann kommt „Panik“ auf. Nicht etwa wegen des Virus, sondern wegen des Meetings. Kann ich das? Bin ich gut genug? Werde ich in der Lage sein, das Meeting professionell zu leiten? Damit Sie dafür gerüstet sind, habe ich einige Tipps für Sie.

(1) Der professionelle Anfang

Bewusst geht es mir hier noch nicht um den Einstieg ins Meeting. Mir geht es um den Anfang eines Online-Meetings. Und da beginnt es mit der professionellen Vorbereitung. Nichts ist ärgerlicher, als wenn vom Start weg technisch nicht alles einwandfrei klappt. Und damit es klappt, rate ich Ihnen zum “Technik Check”. Das heißt, Sie kontaktieren bereits einige Tage vor dem eigentlichen Meeting alle Teilnehmenden einzeln, um mit ihnen das Setup zu testen. Ich schreibe dafür meinen Teilnehmer*innen meist eine E-Mail und vereinbare einen Termin. Ich bitte sie, mit demselben Equipment und am selben Arbeitsplatz unter genau denselben Umständen zu sein, wie wir sie im Meeting auch haben werden. Es nützt ja nichts, wenn wir einen Technik-Check durchführen, bei dem die Teilnehmerin an ihrem Arbeitsplatz mit perfekter Internetleitung und dem Headset des Kollegen sitzt, während sie am Termin im Home-Office bei wackeligem WLan und ohne Headset teilnimmt.

(2) Der Technik-Check

Zur Vorbereitung eines Termins bitte ich die Teilnehmer*innen darum, ein möglichst hochwertiges Headset zu verwenden und an ihrem Rechner den Mikrofoneingang auf “Externes Mikrofon” einzustellen. Je hochwertiger das Headset, desto angenehmer die Klangqualität beim Sprechen und Hören. Der Aufnahmeradius des Mikrofons sollte dabei möglichst gering sein, so werden störende Nebengeräusche zur Nebensache, da sie nicht beim Mikrofon ankommen.

Beim Technik-Check genügt es mir zu überprüfen, ob sich der/die Teilnehmer*in per Audio mit angeschlossenem Headset mit mir verständigen kann. Ob wir uns also gegenseitig hören können.

Soll während des Meetings Software zum Einsatz kommen, so teste ich auch diese. Die Teilnehmenden bitte ich, sich einzuloggen und ich teste einmal alle zentralen Funktionen. Dabei gehe ich niemals davon aus, dass etwas dann “ja eh” klappen wird.

Können wir uns hören und funktioniert alles an Software ist der Technik-Check auch schon beendet. Wenn alles gut geht, dauert das ca. 5 Minuten. Falls nicht, ist jetzt bis zum Meeting noch genug Gelegenheit, auf Fehlersuche zu gehen, gegebenenfalls den Rechner neu zu starten, das Headset zu wechseln oder den System-Administrator um Hilfe zu bitten. Manchmal tut’s auch der Sohn oder die Tochter, der/die fit ist in Sachen digitaler Technik.

(3) Der Anfang vor dem Anfang

Einige Zeit später, ich bin bereits sicher, dass alle Teilnehmenden mit der Technik vertraut sind, findet das eigentliche Online-Meeting statt. Ich sollte als Moderator*in dafür sorgen, als erstes da zu sein. Ich bitte meine Teilnehmenden gerne, sich bereits 10 bis 15 Minuten vor dem eigentlichen Beginn einzuloggen, damit wir pünktlich starten können. Einige Minuten vor Start trudeln nun also die Teilnehmer*innen ein. Häufig beginnen Meetings dann so, dass jemand ein langes “Haaallloooo … hört ihr mich? Noch jemand da?” in den Äther schickt. Ich bevorzuge einen Start, bei dem von Beginn an jeder Orientierung hat. Daher bespreche ich den Start oft schon im Technik-Check. Die Teilnehmer*innen wissen, dass sie nach dem Login eine Startfolie sehen (sofern die Software dies zulässt), auf der eine Begrüßung und erste Anweisungen stehen wie etwa: “Du bist hier richtig! Schön, dass du da bist zum Meeting, Thema XY”. Vielleicht stehen weitere Anweisungen darauf wie etwa: “Melden Sie sich bitte zunächst im Chat, wenn Sie ansprechbar sind. Dann werde ich gleich zu Ihnen kommen” oder Tipps was zu tun ist, wenn die Leitung weg bricht oder man aus dem Meeting „fliegt“. Übrigens: Auch hilfreich sind solche “Trouble-Shooting-Tipps” im Einladungsschreiben zum Meeting. Dazu aber ein anderes Mal mehr.

Da ich der erste im Meeting bin, kann ich jeden Teilnehmenden, der den virtuellen Meetingraum betritt, begrüßen und etwas Small-Talk betreiben. Dies vertreibt die “soziale Kälte” und schafft eine erste Verbindung. Etwa so: “Hallo Silke! Schön, dass es klappt. Ich gehe davon aus, du kannst mich hören. Von wo aus bist du denn zugeschaltet?”. Nun antwortet Silke und ich weiß, ob sie mich hört und ob ich sie höre. Nun können die Lautstärken-Pegel noch reguliert werden. Ich informiere Silke, dass wir noch 10 Minuten bis zum Start haben, bedanke mich, dass wir schon wissen, dass Sie nun startklar ist und teile ihr mit, dass sie gerne das Headset auf “Mute” stellen und zur Seite legen kann, bis es losgeht.

Bei jedem neuen Teilnehmer erkläre ich kurz den Stand, denn sie kennen ihn nicht. Ich kann zum Beispiel zu Lars sagen, der als fünfter den Raum betritt: “Hallo Lars, toll, dass du da bist. Silke, Lothar, Meike und einige andere sind bereits hier. Magst du uns eben sagen, wie dein Start in den heutigen Arbeitstag war?” Nun höre ich Lars für einige Sekunden und danach kann auch er stumm schalten usw.

(4) Jetzt geht’s los!

Ich starte grundsätzlich pünktlich, um die Pünktlichkeit der Anwesenden zu würdigen. Sollte noch jemand fehlen, kläre ich ggf. nur, ob ein Start ohne die Person möglich ist. Jetzt ist es gut, wenn ich mein Meeting in die sechs typischen Schritte für Online-Meetings gliedere, damit die Teilnehmenden und ich selbst Orientierung haben.

Schritt 1: Einsteigen

Blitzlicht im Einsteigen

Im ersten Schritt möchte ich, dass jeder von jedem gehört wird. Dies gelingt mir am leichtesten mit einem kurzen “Check-In”. Dabei bitte ich die Teilnehmenden, meist in der Reihenfolge, in der sie in der “Teilnehmerliste” stehen, kurz etwas zu sagen. Sollte mein digitales Tool keine Avatar-Liste bereitstellen, so habe ich vor mir eine Liste aller Anwesenden liegen, zur Not handgeschrieben. Ich kündige an, was passiert und bitte dann den ersten in der Liste, nämlich “Alina”, zu starten. Am Bildschirm ist jetzt idealer Weise eine “Impulsfrage” zu sehen, wie etwa: “Ein digitales Meeting ist für mich … eher Neuland … eher Alltag?”. Nun hat jeder die Möglichkeit der vorgegebenen Reihenfolge nach zu antworten. Nun ist letztendlich sichergestellt, dass wir uns alle hören können. Zudem hat jeder jede/n gehört und die Angst, als erstes in der folgenden Diskussion das Wort zu ergreifen, schwindet.

Im Einsteigen kläre ich zudem Formalitäten wie etwa, wie lange wir Zeit haben, wie häufig und nach welcher Zeit Pausen stattfinden. Ich zeige nochmals auf, zu welchem Thema wir zusammen gekommen sind und mit welcher Zielsetzung. Zeiten, Ziele und Thema des Meetings können die Teilnehmenden idealer Weise auch visuell vor sich sehen, nicht nur durch mich hören.

Regelarbeit im Einsteigen

Ich schlage einige Regeln vor, um zu erwartende Störungen zu minimieren. Dazu gehört etwa, dass man sich nicht gegenseitig ins Wort fällt, da man sich ja nicht sehen und sich nicht per Gestik verständigen kann. Um dies zu vermeiden, verwende ich sehr gerne den Chat in Online-Meetings. Viele Online-Meeting-Tools bieten eine Chat-Funktion an.

So erkläre ich den Teilnehmenden, welche Regel ich vorschlage und wozu, etwa so: “Damit wir uns im heutigen Meeting nicht gegenseitig versehentlich ins Wort fallen und jeder seinen Beitrag ungestört leisten kann, schlage ich vor, dass Sie sich im Chat melden, wenn Sie etwas sagen möchte, etwa, indem Sie “Wortmeldung” in den Chat schreiben oder “Frage”. Falls Sie mitgehen können, so bitte ich Sie, schreiben Sie jetzt ein (+) in den Chat als Zeichen Ihrer Zustimmung. Sind Sie nicht einverstanden, schreiben Sie bitte ein (–) in den Chat. So habe ich nun bereits mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Einmal ist der Chat als Kommunikationsinstrument eingeführt. Außerdem wissen die Teilnehmer, dass sie mit einem Plus ihre Zustimmung und mit einem Minus ihre Ablehnung im Chat ausdrücken können bzw. sich zu Wort melden. Darauf kann ich dann immer wieder zurückkommen.

Sollte jemand mit den Regeln nicht konform gehen, so kann ich diejenige / denjenigen fragen, was sie / er denn bräuchte, damit die Regel auch für sie / ihn hilfreich ist. In der Regel kommen wir so zu einer Einigung.

Schritt 2: Sammeln

Wenn nun alle anwesend sind, kurz etwas gesagt haben, der Rahmen und die Regeln geklärt sind, geht es im zweiten Meeting-Schritt darum, die Agenda / Themenliste vorzustellen. Solle es keine geben, kann ich an dieser Stelle die Teilnehmenden nach den Themen fragen, über die sie sprechen wollen. Entweder verbal, anhand der Reihenfolge der Teilnehmerliste oder per Chat. Die Leitfrage für die Themensammlung lautet etwa: “Worüber sollten wir heute sprechen?”

Ich visualisiere die Themen für alle sichtbar mit.

Schritt 3: Auswählen

Sofern es eine feste Agenda gibt, steht die Reihenfolge der Themen bereits fest. Falls dies nicht der Fall ist, kann ich – sofern die Software dies unterstützt, die Reihenfolge der Themen durch die Teilnehmenden festlegen lassen. Die Leitfrage dazu wäre: “Was sollten wir vorrangig besprechen”. Sollte mir die Software keine Möglichkeit der virtuellen Abstimmung bieten, so schlage ich meist pragmatisch vor, die Liste von oben nach unten abzuarbeiten, da ohnehin jedes Thema besprochen wird. Wichtig ist nur, dass es eine vereinbarte Reihenfolge gibt, auf die ich mich im Verlauf berufen kann. Nun weiß ich, womit wir starten.

Schritt 4: Bearbeiten / Besprechen

Es geht nun daran, das erste Thema der Liste zu besprechen. In der Regel stelle ich als Moderator*in das Thema vor oder bitte den Themen-Owner kurz zu erläutern, worum es bei dem Thema geht und was die Zielsetzung ist, mit der ein Thema besprochen werden soll. Wenn es etwa um Marketing-Ideen geht, möchte ich wissen, worum es demjenigen, der das Thema vorgeschlagen hat, ganz konkret geht. Angenommen, Lars hat dieses Thema eingebracht, könnte er nun sagen: „Mir geht es heute darum, zunächst aufzuzeigen, welche Marketingmaßnahmen derzeit laufen, um im Anschluss darüber nachzudenken, was wir zusätzlich noch machen könnten.“ Dies ist etwas anderes, als wenn Lars die bestehenden Maßnahmen diskutieren und verbessern wollen würde. Je enger der “scope”, also das, worum es konkret gehen wird, gefasst ist, umso leichter wird es. Als Moderator*in achte ich darauf, dass jeder zu Wort kommt und jeder beim Thema bleibt. Immer in Hinblick auf das Ziel der Besprechung. Wenn ein Thema durch ist oder die Zeit für ein Thema abgelaufen, werden die nächsten Schritte festgehalten.

Schritt 5: Planen

Ich starte nicht das nächste Thema, ehe ich das erste “eingetütet” habe. Ich frage also in die Runde: “Nun, wir haben etwas über die bestehenden Maßnahmen erfahren und weitere Maßnahmen-Ideen gefunden. Gibt es eine Idee, die wir konkret weiter verfolgen sollen. Falls ja, meldet euch bitte im Chat, damit ich euch aufrufen kann.” Nun meldet sich Claudia und macht einen Vorschlag für eine konkrete Maßnahme zum weiteren Vorgehen im Thema. Wenn die Gruppe damit einverstanden ist, notiert der Moderator – in Abstimmung mit der Gruppe – die nächsten Schritte anhand einer konkreten Maßnahme. Gut eignet sich dafür die Frage: “Was machen wir konkret zu Thema XY? … in unserm Falle “Marketing”? Dann fülle ich die Felder.

“Was?” machen wir, “Wozu?” machen wir es, “Wer?” kümmert sich von uns darum, “Wann?” wird es erledigt sein, und “Check?” wie erfahren wir vom Ergebnis?

Danach geht es mit dem zweiten Thema auf der Liste weiter … nicht jedoch, bevor nicht eine fünf- bis zehnminütige Pause den Teilnehmenden ermöglicht hat, einmal durchzuatmen. Gerne lade ich die Teilnehmenden dazu ein, den Rechner und Raum dazu zu verlassen – jedoch bitte pünktlich in 10 Minuten zurück zu sein.

Sind alle wieder da, geht es mit dem nächsten Thema weiter und so weiter, bis alle Themen besprochen und alle nächsten Schritte geplant sind.

Im letzten Schritt, schließe ich ab.

Schritt 6: Abschließen

Nun geht es mir darum, nochmals alle kurz zu Wort kommen zu lassen. Ich bedanke mich bei allen und stelle eine letzte Frage an die Runde, die einen “Check-Out” ermöglicht. Zum Beispiel “Wenn ich daran denke, wie es mit dem Thema weiter geht, dann habe ich das Gefühl, dass …?” Oder “Mit dem Ergebnis des heutigen Zusammentreffens bin ich …? eher zufrieden oder wäre noch Luft nach oben gewesen?“

Nachdem jeder an der Reihe war, vielleicht genau in entgegengesetzter Reihenfolge zur Einstiegsrunde, beende ich formal das Meeting und wir gehen auseinander.

(5) Fazit

Nach meiner Erfahrung haben Online-Meetings, wenn sie gut geplant, vorbereitet und strukturiert durchgeführt werden, eine enorme Wirkkraft. Und sollte Ihnen eine der genannten technischen Möglichkeiten nicht zur Verfügung stehen, so bin ich mir sicher, gelingt Ihnen die ein oder andere kreative Abwandlung, um auch Ihr Meeting professionell und erfolgreich zu moderieren. Ich hoffe, Sie haben einige Tipps mitgenommen und Mut gefasst, für Ihre anstehenden, virtuellen Treffen.

Falls Sie sich professionelle Unterstützung wünschen, so kommen Sie jederzeit gerne auf uns zu! Wir beraten Sie gerne zum Thema, trainieren Ihr Team oder moderieren Ihr Online-Meeting.

Viel Erfolg wünscht Ihnen, Ihr,

David Seifert & das Team von MODERATIO

 

Buchtipp: www.onlinebuch.moderatio.com


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Social Facilitation

Die Social-Facilitation-Theorie (frei übersetzt Theorie der sozialen Erleichterung) besagt, dass Lebewesen bei bloßer Anwesenheit von Artgenossen bei einfachen Aufgaben bessere Resultate erzielen. Bei komplexen Aufgaben kehrt sich diese Erleichterung um und die Leistung der Person sinkt. (wikipedia)

Da es im Bereich New Work, mit Organisations- und Kulturentwicklung, stets um die Bearbeitung komplexer Themen- und Fragestellungen geht, fällt Moderator*innen und Facilitator die Aufgabe zu, den negativen Social-Facilitation-Effekt zu vermeiden oder zumindest abzufedern. 

Bleibt die Frage: wie kann das gelingen? … welches Mindset, welche Denkweise brauchen wir? … welche Methoden sind hilfreich?

Mindset:

Geht man davon aus, dass Social-Facilitation (auch) durch soziale Erwünschtheit und die Angst vor psychischer Verletzung befördert wird, muss ein Signal des Moderators /Facilitators sein: Hier wird keiner verletzt! Am Besten lässt sich das durch eine „kompromisslos wohlwollende Haltung“ erreichen, die heute meist mit „Augenhöhe“ bezeichnet wird.

Lebt man als Moderator*in diese Haltung vor, hat man die Chance, dass sich eine wohlwollende Moderationskultur etabliert, die dem negativen Social-Facilitation-Effekt „die Luft zum Atmen“ entzieht.

Methoden:

Die Denkweise der Wertschätzung und des Wohlwollens kann über geeignete Kommunikations- und Moderationsmethoden zu „sichtbarer Haltung“ in Form konkret erlebbarer Handlungen werden. Hierzu gehören unter anderem die Kommunikationstechniken „Systemisches Fragen“ und „Aktives Zuhören“ sowie die Moderationsmethoden „Kartenabfrage“ und „Brainstorming“.

Diese – nur exemplarisch genannten – klassischen Moderations-Werkzeuge laden zu einem konstruktiven, wertschätzenden Umgang miteinander ein und erzeugen – richtig eingesetzt – ein angstfreies Arbeitsklima, das dem Social-Facilitation-Effekt entgegenwirkt.


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